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Warstein auf dem Roten Teppich bei Kinopremiere...
Von Christina Jahnich
In Essen hat am Montagabend (26.09.2016) "Nebel im August" Deutschlandpremiere gefeiert. Mit dabei waren auch gut 80 Warsteiner, die in dem Kinofilm als Komparsen mitspielen. Sichtlich bewegt verfolgten sie das authentische Drama über den 13-jährigen Ernst Lossa, der Anfang der 1940er-Jahre Opfer der Euthanasie-Programme der Nazis wurde.
Am Ende kamen sie alle auf die Bühne der Essener Lichtburg. Die Hauptdarsteller Sebastian Koch, Ivo Pietzcker und Fritzi Haberlandt, Regisseur Kai Wessel und Produzent Ulrich Limmer teilten sich den Applaus mit den Komparsen des Films: Kinder und Erwachsene aus Warstein und Umgebung, mit und ohne Behinderung, ließen sich feiern.
Urteil: "Sehr bewegend und emotional"
Auf der großen Leinwand hatten sich zuvor alle Komparsen zum ersten Mal gesehen. Bisher kannten sie lediglich "ihre" Szenen und damit Fragmente des Dramas, aus denen das große Ganze geworden ist. "Ein wunderbarer Film, total emotional, sehr bewegend", urteilten die meisten Komparsen. Michael Kurzius war auch eine halbe Stunde nach dem Film noch sichtlich ergriffen: "Ich muss das erstmal sacken lassen." Kurz davor hatte er Regisseur Kai Wessel noch zwei große Bilderrahmen mit Porträtfotos aller Komparsen und Schauspieler als Erinnerung überreicht.

"Irgendwie sind wir ja auch immer noch ein Team", sagte Wessel und lobte die Darsteller aus dem Kreis Soest, die "Nebel im August" eine überzeugende Authentizität verleihen. "Sie sind besonders, wurden ja auch besonders für diese Aufgabe vorbereitet und haben sich da eben auch ‚reingeschmissen‘ als kleine Schauspieler." Auch Sebastian Koch – er spielt den Anstaltsdirektor Dr. Walter Veithausen – hob das "Besondere" hervor. "Man hat gemerkt, dass dieser Film die Menschen berührt", sagte Koch.
Dreharbeiten: Öffentlichkeit musste draußen bleiben
Die Dreharbeiten für "Nebel im August" liefen im späten Frühjahr 2015 mehrere Wochen im früheren Kloster Mülheim und in den LWL-Kliniken in Warstein. Die Öffentlichkeit musste draußen bleiben. Wer den Film gesehen hat, kann das nachvollziehen: Um den Alltag in der Nervenheilanstalt im Dritten Reich darzustellen, wurden als Komparsen auch viele Menschen mit Behinderung gecastet. Andere mussten lernen, eine Behinderung oder eine Krankheit darzustellen.
Mit allen geht Kai Wessel im Film ganz behutsam um. Effekthaschende Szenen gibt es in "Nebel im August" nicht – mit Ausnahme einer von David Bennent ("Die Blechtrommel"), der als Patient Oja einen Pfleger angreift und anschließend mit Gewalt am Boden fixiert wird. Weitgehend ruhig, aber dennoch dramatisch und eindrucksvoll wird das Schicksal von Ernst Lossa erzählt, der als Sohn eines fahrenden Händlers in einer bayerischen Psychiatrie landet, weil er unangepasst ist.
Das zeigte, wie freundschaftlich das Verhältnis vor allem zwischen Regisseur Wessel und seinen Laienschauspielern ist. Wiedersehensfreude hatte es schon vor der Premiere am Roten Teppich gegeben. Wessel schüttelte viele Hände und sprach etliche Komparsen auch fast eineinhalb Jahre nach den Dreharbeiten noch mit Namen an.

Überragend in der Rolle des Ernst Lossa ist Jungschauspieler Ivo Pietzcker. Der rebellische, aber intelligente Junge findet schnell heraus, dass in der Anstalt Patienten getötet werden. Aus Überzeugung, wie Klinikleiter Dr. Veithausen (Sebastian Koch) mehrfach betont: Um sie von ihren Leiden zu erlösen. Koch setzt die Mischung aus freundlichem Arzt und dem gnadenlosen Handlanger der Nationalsozialisten höchst überzeugend um. Ernst Lossa jedenfalls hilft vielen seiner Mitpatienten, macht ihnen das Leben in der Psychiatrie leichter, wird am Ende aber selbst Opfer.
Dass die Nazis im Dritten Reich weit mehr als 200.000 psychisch kranke oder behinderte Menschen getötet haben, erfährt der Kinobesucher im Abspann des Films. Dann wird nicht nur bewusst, dass die Euthanasie-Programme der Nazis in der Öffentlichkeit bisher nur wenig beachtet wurden. Es wird auch deutlich, dass das Schicksal von Ernst Lossa keine Fiktion ist, sondern auf Tatsachen beruht. Und dass seine Mörder zwar verurteilt wurden, letztlich aber weitgehend ungeschoren davongekommen sind.
Stand: 27.09.2016, 08:49
Quelle:
http://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/kinopremiere-nebel-im-august-warstein-100.html
Dieser Beitrag online bis 04.10.2016
Vielen herzlichen Dank
an Heinrich Buttermann (WDR Regionalkorrespondent) für eine großartige Reportage des WDR.
Nachricht von H. Buttermann:
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Lieber Michael. Ganz herzlichen Dank. Es freut mich sehr, dass dir die Reportage gefallen hat, [...]
Auf bald und liebe Grüße, es war echt ein unvergesslicher Abend !
Liebe Grüße heinrich